Eamonn Deacy Park Galway

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Galway United FC 0:0 Cabinteely FC

31.05.2019 / 1st Division / 15. Spieltag Eamonn Deacy Park

Zuschauer: 621

Galway - Republik Irland

Distanz: 222 km

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Eamonn Deacy Park Galway
Eamonn Deacy Park Galway
Haupttribüne Eamonn Deacy Park

Während unserer zweiwöchigen Rundreise rund um Irland, besuchten wir Ende Mai auch die Studentenstadt Galway. Zwei Nächte verweilten wir in der Stadt an der Westkürste der Insel, mit seinen knapp 80.000 Einwohnern. Am heutigen Freitagabend bot sich auch endlich die Möglichkeit, den Länderpunkt Irland einzutüten. Mit Biegen und Brechen hätte man auch mehrere Spiele mitnehmen können, aber wenn man mit der Familie und Freundin verreist, sollte man Kompromissbereit sein. Meine Reisebegleiter waren es auch und folgten mir zum heutigen Spiel in den Eamonn Deacy Park. Das kleine Stadion befindet sich im Norden der Stadt und ist durchaus Fußläufig zu erreichen. Das größte Stadion der Stadt befindet sich allerdings im Westen, im Stadtteil Salthill. Das Pearse Stadium hat eine Kapazität von knapp 27.000 Zuschauern, wird aber nur zum (beliebteren) Gaelic Football genutzt. Läuft man zum Eamonn Deacy Park, muss man (aus Richtung Innenstadt kommend) zwangsläufig durch die Woodquay Street, welche eher ein Platz statt Straße ist. Hier befinden sich einige Pubs und mit dem McSwiggans auch ein sehr gutes Restaurant. Viele Anhänger von Galway United nutzten die hier ansässigen Kneipen für das Bierchen vor dem Spiel. Rund um das Stadion sieht es dann auch mau aus mit Verpflegung.

 

Das kleine Stadion mit einer Kapazität von 5.000 Zuschauern besteht an gleicher Stelle seit 1935. Allerdings entwickelte es sich als solches erst in den 70er Jahren. Die neue Haupttribüne mit 1.500 Sitzplätzen wurde 2007 eingeweiht. Viele Jahre war die Sportstätte als Terryland Park bekannt. Terryland ist der Name des Stadtviertels im Norden von Galway. Seit 2012 heißt es Eamonn Deacy Park, welcher im gleichen Jahr mit nur 53 Jahren verstorben war. Deacy war gebürtig aus Galway und galt als einer der besten Verteidiger Irlands. Er schaffte es sogar in die Premier League, zu Aston Villa. Ein Star war er aber hauptsächlich in seiner Heimatstadt, denn für Galway spielte er rund 240 Spiele bis zum Jahr 1991. Interessanterweise kaufte die Galway Football Association von seinem Großvater das Stück Land, auf welchem sich der Sportplatz befand, im Jahr 1950 für schmale 250 Pfund ab.

 

Nachdem wir das Stadion betreten hatten, begrüßte uns ein netter alter Mann, welcher uns sofort als Touristen erkannte. Er freute sich riesig, dass wir seinen Club besuchen und meinte dann, dass wir heute sogar einen Spezialgast zu Gesicht bekommen werden. Anfangs habe ich den guten Mann auf Grund seines Dialektes kaum verstanden und wusste nicht so recht was er von uns wollte. Irgendwas mit Präsident, angeblich wegen uns,… war irgendwie ein kauderwelsch. Aber der Typ war unglaublich nett und freute sich wie gesagt. Wir spazierten dann hinter dem Tor, entlang einer schön gestalteten Mauer, zur Haupttribüne. Dort angekommen, merkten wir dass die Blicke der restlichen Zuschauer immer häufiger zur Mitte der Tribüne gingen. Also dort musste sich tatsächlich irgendein "Spezialgast" befinden. Irgendwann erblickten wir dann den einen Mann, welcher die Blicke auf sich zog. Nach einer Recherche, mit den zuvor gewonnenen Informationen "President of … irgendwas…", stellte sich recht schnell heraus, dass kein geringerer als der Präsident der Republik Irland zugegen war. Michael D. Higgins bekleidet seit 2011 Irlands höchstes Amt. Allerdings ist dieses, ähnlich wie in Deutschland, eher zeremonieller Natur. Er geht wohl regelmäßig ins Stadion, wenn die Amtsgeschäfte es zulassen. Da er in Galway studierte, Bürgermeister war und auch seine Frau von hier stammt, ist die Verbindung zum Club wohl nicht so ungewöhnlich. Er zeigte sich auch recht Volksnah, stand für Fotos bereit und machte im Anschluss an das Spiel Mannschaftsfotos mit einigen Jugendteams, welche auch in der Halbzeitpause für irgendwas ausgezeichnet wurden.

 

Das Spiel selber war allerdings nicht sonderlich sehenswert. Etwas rabiater, ein paar leichte Ansätze Bierbäuche waren auch zu erkennen, aber ansonsten ist nahezu nichts Erwähnenswertes im Gedächtnis geblieben. Ein Lattentreffer kurz vor Schluss war wohl das aufregendste. Passend dazu gab es ein dürftiges 0 zu 0.

 

So einen richtigen Ansporn haben die Spieler auch nicht, da das irische Ligensystem schon ein Stückweit geschlossen ist. Nicht ganz so streng wie man es aus dem Eishockey kennt, aber die Gefahr abzusteigen ist schon etwas geringer, wenn man Lizenzauflagen locker erfüllen kann. Der letzte der zweiten Liga (First Division) steigt nicht direkt ab, muss nur seine Teilnahme neu beantragen. Wie in Skandinavien spielt man nach dem Kalenderjahr. League of Ireland wird das Gebilde genannt, welches dann im Detail aus der erstklassigen Premier Division und der zweitklassigen First Division besteht. Dann gibt es noch (die aus meiner Sicht) sinnlosen Play-Off Runden. Lässt allerdings die Zuschauerzahlen in solchen eher unattraktiven Ligen zum Jahresende nochmal erheblich ansteigen.

Eamonn Deacy Park Galway Graffiti

Bei den ganzen Exkursen habe ich ganz vergessen die Mannschaften vorzustellen. Als Heimteam präsentierten sich der 1937 gegründeten Galway United FC (bis 1981 Galway Rovers). Bis in die 70er Jahre spielte das Team allerdings keine Rolle im professionellen irischen Fußball. Erst 1977 wurden sie in die League of Ireland zugelassen und erreichten auf Anhieb das Pokalfinale, welches sie aber gegen Dundalk verloren. Der Verein konnte sich etablieren und pendelt regelmäßig zwischen Erster und Zweiter Liga (zurzeit klare Tendenz zur 2. Liga) hin und her. Von 2005-2011 war ein gewisser Nick Leeson Präsident. Finanzexperten aus den 90er Jahren sicherlich ein Begriff, war dieser doch für den Zusammenbruch der altehrwürdigen Barings Bank, sowie einer mittelschweren Finanzkrise verantwortlich.

 

Die Gäste vom Cabinteely FC stammen aus dem Speckgürtel von Dublin. Cabinteely ist ein Viertel am äußersten Rand im Süden der Hauptstadt. Viel zu sehen gibt es dort nicht, außer dass die Miss World 2013 (Rosanna Davison, übrigens Tochter von Chris de Burgh) und Kevin Shields (Frontman von My Bloody Valentine) dort wohnen. Das dürften die Highlights des Viertels sein. Und natürlich der 1967 gegründete Cabinteely F.C., dessen Wurzeln bis tief in die 1930er Jahre zurückgehen. Lange Zeit spielte man als Cabinteely Boys, aber da man dadurch irgendwie das Frauenteam nicht so recht würdigte, nannte man sich dann in FC um.

 

Auch wenn das Spiel aus sportlicher Sicht mau war, war es dennoch eine schöne Abwechslung zu dem vollen Sightseeing Programm, welches wir uns auferlegt haben. In dem kompletten Reisebericht habe ich es mehrfach erwähnt, wir hatten 14 Tage lang Regen. Ein paar wenige Stunden frohlockte die Sonne uns mit ihrer Anwesenheit, so auch an diesem Freitagabend während des Spiels. Länderpunkt Irland Check. Länderpunkt Bier wurde natürlich auch ausreichend zu sich genommen. Sláinte!

Eamonn Deacy Park Galway
Eamonn Deacy Park Galway
Eamonn Deacy Park Galway
Michael D. Higgins
Präsident Michael D. Higgins in der Mitte der Jugendmannschaft

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